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"Rund ums Pilgern verschiedenster Matthiasbruderschaften" angeboten.
"Zu Fuß nach Trier"
Wallfahrt der St.-Matthiasbruderschaft Blankenheim 1636
Quelle: http://www.eifelecho.com/berichte/echos97/txtee97f.html
Neben vielen anderen kostbaren Reliquien ließ die Kaiserin Helena im Jahre 312 die Gebeine des Apostels Matthias nach Trier überführen. Doch die unsicheren Zeiten der Völkerwanderung erforderten es, daß der für das ganze Land so kostbare Schatz vergraben wurde. So geriet das Apostelgrab, das einzige in Deutschland bzw. nördlich der Alpen, in Vergessenheit.
Als bei der Ausschachtung zu einem Neubau die Gebeine des Apostels Matthias 1127 wieder aufgefunden wurden, strömten bald Pilger aus allen Teilen des Heiligen Römischen Reiches zu seinem Grabe nach Trier. Viele ließen sich in das Buch der Matthiasbruderschaft eintragen, gründeten in ihrer Heimat Bruderschaften und waren auf diese Weise Künder apostolischen Geistes. Auch die Blankenheimer gründeten für die ganze Grafschaft und die Nachbargebiete eine Bruderschaft, jedoch ist der genaue Zeitpunkt der Gründung nicht bekannt. Sowohl in der Dekanatsgeschichte als auch in der Überlieferung nimmt man das Jahr 1636 als das Gründungsjahr an.
Jedoch steht fest, daß schon vorher regelmäßig Wallfahrten stattfanden. So ist das Jahr 1636 eher als das Erneuerungsjahr der Bruderschaft Blankenheim anzusehen. Dieses Jahr der Wiederbelebung der Apostelverehrung, 1636, fällt in eine für unsere Heimat sehr schwere Zeit: Der Dreißigjährige Krieg wütete mit allen erdenklichen Greueln im Lande. Spanier, Holländer, Schweden und Franzosen durchzogen nacheinander die Eifel, Brandschatzungen und Plünderungen waren an der Tagesordnung. In Münstereifel wütete die Pest, der mehr als die Hälfte aller Einwohner zum Opfer fiel. Eine Feuersbrunst vernichtete in Blankenheim den größten Teil der Wohnhäuser, einschließlich des erst wenige Jahre zuvor erbauten Krankenhauses. Nun bestand für Blankenheim die ernste Gefahr, daß auch noch die Pest aus der Nachbarschaft übergreifen würde. Was konnte man in dieser Situation tun? Der damalige Pfarrer von Blankenheim, Johann Mey, soll der Überlieferung nach dem damaligen Grafen Johann Arnold (1614 bis 1644) vorgeschlagen haben, zur Abwendung der drohenden Pestgefahr eine jährliche Wallfahrt an das Apostelgrab zu geloben.
Seitdem findet diese Wallfahrt in jedem Jahr in der Woche vor Pfingsten statt. Sie übt auf jeden Pilger eine natürliche, große Anziehungskraft aus: Die selbstverständliche Kameradschaft unter den „Wanderern Gottes“ und die einmütige Gesinnung bleibt allen Wallfahrern unvergeßlich; auch das Ausspannen von den beruflichen Pflichten tut jedem einmal gut, und gerade im Frühsommer bietet unsere Eifel mit ihrem frischen Grün, ihren Blütenteppichen und blühenden Ginstersträuchern hierfür die beste Gelegenheit. Aber über all den äußerlichen Anziehungspunkten steht ein großes Ziel: Das gemeinschaftliche Beten für die großen Anliegen der Gemeinschaft, aber auch für die persönlichen Anliegen eines jeden einzelnen. An der traditionellen Reiseroute, der Gebetsordnung und all den zahlreichen Bräuchen während der Wallfahrt wird weitgehend festgehalten:
Blankenheim ist der Ausgangspunkt der Wallfahrt. Am Sonntag vor Pfingsten sammeln sich schon früh die Teilnehmer aus den Orten der Umgebung, wie z.B. Urft, Nettersheim, Frohngau, Bouderath, um nur einige zu nennen, zur Erteilung des sakramentalen Segens in der Pfarrkirche. In den letzten Jahren machten sich durchschnittlich ca. 70 Fußpilger auf den Weg. Ein Pilgerwagen, beladen mit Reisegepäck und Proviant, begleitet die Blankenheimer Prozession und nimmt die unterwegs ermatteten oder fußkrank gewordenen Pilger auf. Die Route führt am ersten Tage über Hüngersdorf, Ripsdorf, Mirbach, Wiesbaum, Hilles-heim (Mittagspause), Rok-keskyll und Pelm bis nach Salm. Das ist ein Marsch von beinahe 45 Kilometern. In Salm suchen wir nach einer kurzen Andacht in der Pfarrkirche und einer kurzen Begrüßung der Bekannten aus den Vorjahren die Quartiere auf. Wohltuender, tiefer Schlaf erquickt die müden Wanderer. Im Traum ziehen noch einmal die Bilder des Tages vorüber: die Erlöserkapelle von Mirbach, die markanten Berge der Vulkaneifel, die Mineralquellen von Rockeskyll und nicht zuletzt der weiträumige „Salmer Büsch“. Nach der Pilgermesse am Montagmorgen in Salm zieht die Pilgergruppe weiter. Die Marschleistung ist an diesem zweiten Tag mit 35 km wesentlich geringer. Nach kurzer Wanderung machen wir die erste Pause im wasserreichen Salmtal, anschließend geht es talabwärts zum Kloster Himmerod, wo Mittagspause gemacht wird. Nach einem kurzen Segen in der Gna-denkapelle pilgern wir über Binsfeld nach Herforst, wo übernachtet wird. Wie schon in Salm werden auch hier die Pilger in ihren Quartieren äußerst gastfreundlich aufgenommen. Am nächsten Morgen setzt sich eine stattliche Musikkapelle an die Spitze der Prozession. Die Zahl der Pilger erhöht sich, beginnend in Herforst, im Laufe des Morgens auf über 300 Personen. Das hölzerne Blankenheimer Pilgerkreuz ist von Blankenheim bis Trier stets an der Spitze. Manche, meist Frauen, eifern regelrecht darum, das Pilgerkreuz tragen zu dürfen. Etwa 15 - 20 Brudermeister lenken nun als Vorbeter die große Teilnehmerzahl. Wir passieren Rothaus, das steinerne „Blankenheimer Kreuz“, sowie Quint und gelangen mittags nach Ehrang. Hier ist Mittagspause, entweder im gastfreundlichen Pfarrheim oder den umliegenden Cafés. Über Biewer und Pallien geht es dann moselaufwärts weiter. Die Marschleistung am dritten Tage beträgt etwa 30 km.
Diese Strecke ermüdet weniger, da sie vom Blanken-heimer Kreuz ab, das die Bruderschaft Blankenheim vor mehr als 100 Jahren errichtete, meistens bergab durch den herrlichen Quinter Forst führt bzw. nachmittags auf dem Moselradweg. Es geht auf Trier zu, vorbei an der schiffbar gemachten Mosel. Dienstags, gegen 15.30 Uhr, trifft die „Große Blankenheimer Prozession“ in St.Mattheis ein. Hier werden wir vor der altehrwürdigen, in den letzten Jahren restaurierten Basilika durch den Pilgerpater der Benediktiner, z.Zt. Pater Hubert Wachendorf, empfangen. Einer der Fußpilger trägt beim Einzug in die Basilika, der von der Musikkapelle und der Orgel begleitet wird, eine große Opferkerze. Sie findet am Apostelgrab des hl. Matthias ihren Platz und steht für die Verbundenheit der Pilger mit St.Mattheis. Nun sind wir endlich am Ziel unserer Fahrt angekommen!
Gegen Abend fahren dann, körperlich und geistig gestärkt, alle Pilger im Bus zurück nach Blankenheim, wo die Prozession mit dem sakramentalen Segen in der Pfarrkirche ihren würdigen Abschluß findet.
"Wegmarke für Matthiaspilger"
VON CHRISTOPH KLEINAU
Quelle: http://www.ngz-online.de/public/article/nachrichten/421670/Wegmarke-fuer-Matthiaspilger.html
Den Irnicher Berg oberhalb von Zülpich krönt seit Samstag eine Basaltsäule, die der Uedesheimer Josef Werhahn gestiftet hat. Sie ist ein Wegweiser für die Wallfahrer, die auf der alten Römerstraße von Neuss aus zum Apostelgrab in Trier pilgern. Werhahn geht diesen Weg zum 20. Mal.
Uedesheim/Zülpich Der Irnicher Berg - ein schönes Fleckchen Erde. Wer von Zülpich her auf der schnurgerade verlaufenden alten Römerstraße diese erste Anhöhe der Eifel nimmt, wird mit einer tollen Aussicht belohnt: Siebengebirge, Euskirchener Zuckerfabrik, Brühl. Und bei schönstem Wetter trägt der Blick sogar bis Köln. Diesen markanten Aussichtspunkt, 235 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, krönt seit Samstag eine knapp fünf Meter hohe Basaltsäule. Ein Geschenk des Uedesheimers Josef Werhahn und eine weithin sichtbare Wegmarke für die Matthiasbruderschaften, die auf dem Weg zum Apostelgrab in Trier hier vorbeipilgern.
Werhahn selbst unternimmt diese Wallfahrt selbst auch Jahr für Jahr. Nächstes Jahr wird er den Weg von Uedesheim nach Trier zum 20. Mal gehen. Aufgeteilt in fünf Tagesetappen, bewältigt er und mit ihm die anderen Pilger der Uedesheimer Matthiasbruderschaft eine Wegstrecke von 220 Kilometern. Als Zeichen der besonderen Verehrung, die der einzige nördlich der Alpen bestattete Apostel in Uedesheim genießt, hatte Werhahn seiner Heimatpfarre St. Martinus schon vor 15 Jahren ein Bildnis des Heiligen gestiftet. Nun macht er der alten Römerstadt Zülpich die von dem Bildhauer Andres Medl gestaltete Matthiassäule zum Geschenk, die genau an der Stelle steht, wo die Eifel in die Kölner Bucht übergeht.
Ein Geschenk, das ankommt. „Man kann nicht genug Worte des Dankes finden“, betonte Ottmar Voigt, Kämmerer der Stadt Zülpich. Denn das Geschenk gibt den Plänen der Kommune Rückenwind, die im Jahr 2010 Ausrichter der Landesgartenschau werden möchte. So jubelt denn auch Winfried Schütz vom Dorfverschönerungsverein Schwerfen, diesem am Fuße des Irnicher Berges liegenden Ortsteil: Zülpich betone seine römische Vergangenheit, sei stolz auf seine Römertherme. Im Zuge der Landesgartenschau könnte ein Stück des alten Römerweges unterhalb der Anhöhe rekonstruiert werden. Die Stele, so Schütz, passe ideal in diesen Gesamtrahmen. Da ist etwas in Bewegung geraten.
Mit dem Aufstellen der Stele am Samstag ist die Arbeit noch nicht getan, denn auch das Umfeld will die Stadt Zülpich gestalten. Konkret am Ort soll ein Platz mit Bänken geschaffen werden, der, so ist sich Werhahn sicher, nicht nur von den Pilgern auf ihrem Weg durch die Eifel dankbar angenommen werden wird. „Das wird auch ein schönes Ziel für die Zülpicher selbst sein“, ist der Stifter überzeugt. Aber auch das weitere Umfeld der Matthiassäule wird sein Aussehen verändern. Voigt: „Schwerfen ist Teil eines Flurbereinigungsverfahrens.“
Für all das, was aus diesem Geschenk werden könnte, wurde es aber nicht gemacht. Denn die Säule ist in erster Linie den verstorbenen Pilgern, ihren Quartiersleuten und den Mönchen in St. Matthias zu Trier gewidmet. So steht es auf dem Stein zu lesen, so sieht Werhahn die Säule selbst. Mönche aus der Benediktinerabtei St. Matthias werden es deshalb auch sein, die die Säule im Frühjahr einweihen werden. Wenn der Platz rundum fertig ist.
Die 7,5 Tonnen schwere Basaltsäule, die am Samstag mit viel Mühe und großem Aufwand an technischem Gerät auf einem zwölf Tonnen schweren Fundament verankert wurde, ist aber auch Wegmarke. Nach Norden zu, in Richtung Neuss, verzeichnet sie die Pilgerstationen bis hinauf nach Uedesheim, dessen Wappen dieser Stein trägt. Auf der nach Süden liegenden Seite sind ihr alle Stationen bis in das gut 130 Kilometer entfernte Trier eingegraben. Alles in allem 300 Buchstaben, wie der Bildhauer Andres Medl gezählt hat. Neben einem Bildnis, das den Heiligen mit seinen Attributen zeigt, ist auch die Vorderansicht von St. Matthias in Trier bildlich wiedergegeben, dem eigentlichen Ziel der Wallfahrt.
Und dieses Ziel ist noch fern, wenn man von Neuss aus die erste Eifelanhöhe erreicht hat und der anstrengendere Teil noch vor dem Pilger liegt. „Ich werde hier sicher stramm durchmarschieren“, glaubt auch Josef Werhahn, der die Säule immer auf der zweiten Tagesetappe passieren wird, die ihn von Blatzheim nach Urft führt.
"Uedesheimer Initiative"
VON LUDGER BATEN
Quelle: http://www.ngz-online.de/public/article/nachrichten/421653/Uedesheimer-Initiative.html
Uedesheim/Zülpich Dass er nun „Erleichterung“ verspüre, gab Josef Werhahn (49) zu - doch seine Rührung versteckte er hinter einer Sonnenbrille. Der Uedesheimer ist Initiator und Stifter der mächtigen Matthiassäule, die fortan die Pilger auf ihrem Weg an das Trierer Grab des Apostels grüßt. Am Sonntag segnete Bruder Hubert, Pilgerpfarrer an St. Matthias in Trier, die Stele, die - fünf Meter hoch und 7,5 Tonnen schwer - gut sichtbar den Irnicher Berg oberhalb Zülpichs dominiert und als Wegmarke an der alten Römerstraße von Xanten über Neuss, Köln nach Trier und Reims die Richtung weist.
Nahe der zu Zülpich gehörenden Ortschaft Schwerfen hat der Stein jetzt seinen Platz gefunden. Autokennzeichen verrieten, dass viele Besucher aus Neuss und Trier angereist waren, als Bürgermeister Albert Bergmann die alte Römerverbindung als eine Fernstraße vorstellte, auf der Menschen, Material und Nachrichten transportiert wurden. Daran erinnert nun die von Werhahn geschenkte Säule, die in erster Linie aber Wegmarke für die Menschen ist, die Jahr für Jahr mit den Matthiasbruderschaften zum Apostelgrab pilgern werden.
Zu ihnen gehört Peter Hülser, Präfekt der Kleinenbroicher Bruderschaft. Er war am Sonntag Gast der Feierstunde und klopfte seinem Mitstreiter Josef Werhahn anerkennend auf die Schulter: „Ein großes Werk - auch für Kreis und Stadt Neuss.“ Dem mochte auch Willi Oberbach nicht widersprechen. Er, der 2002 mit seiner Frau Ingrid die Holzheimer Schützen regierte, zählt ebenfalls zu den Matthiaspilgern. Er absolviert im Kreis der Glehner die 220 Kilometer lange Strecke nach Trier.
Auf dem langen Weg, der in fünf Tagesetappen zurückgelegt wird, bildet der Irnicher Berg mit seinen 235 Metern die erste Erhebung der Eifel. Wer sie künftig nimmt, den erinnert die Säule an die noch 130 vor ihm liegenden Kilometer - der kräfteraubendere Teil der Pilgerreise. Josef Werhahn wird demnächst selbst zum 20. Mal die Strecke unter die Füße nehmen und dabei erstmals sein Geschenk passieren.
Dank drückte am Sonntag Nachmittag vor 250 Gästen auf dem Irnicher Berg auch Karl Rüdiger Himmes aus. Der Neusser Ratsherr und Vorsitzende des Bezirksausschusses freute sich, dass dieser weithin sichtbare Impuls von einem Uedesheimer Bürger ausgeht: „Ich bin stolz, hier in der Eifel das Uedesheimer Wappen zu sehen.“ Der Ort weise den Menschen nicht nur den Weg, sondern lade auch zum Verweilen ein.