Pilgerbericht 2003

von unserem Pilgerbruder
Hans Koenen, Kaarst

über die Trier-Wallfahrt der Sankt Matthias Bruderschaften Vorst und Holzbüttgen
vom 24. bis zum 28. Mai 2003.

 

Gut vorbereitet nach vier Vortouren trafen sich am

Samstag, den 24. Mai (Vorst – Blatzheim)

gegen 4.30 Uhr 44 Pilgerinnen und Pilger der SMB Vorst und Holzbüttgen vor der Vorster Kirche, verstauten ihr Gepäck in den von VW-Schmidt geliehenen Bus und begannen ihre Wallfahrt mit der Pilgermesse in der Vorster Pfarrkirche. Pastor Brans wies gleich zu Beginn der Messe auf den Leitspruch der diesjährigen Pilgerfahrten

„Ihr sollt ein Segen sein“

hin und entließ uns mit dem Pilgersegen und Auszug aus der Kirche.

Dass bei der Kommunion zu wenig Wein für alle da war, ließ uns gleich auf ein Wunder wie bei der Hochzeit zu Kanaa hoffen, aber das Wunder zeigte sich nur in der Ruhe und der Würde, mit der jeder einzelne den leeren Becher nahm und zum Trinken ansetzte.

Nach einer kurzen Verabschiedung von Freunden und Bekannten gab Brudermeister Winfried das Zeichen zum Aufbruch und es ging schnellen Schrittes über Kleinenbroich dem ersten Regen in Glehn entgegen, so dass wir beim Halt in Scherfhausen von den Buchkremers wie gewohnt gut bewirtet wurden, aber auch schon leicht angefeuchtet waren. Da kamen gleich Erinnerungen an die Walfahrt 2002 auf. Gott sei Dank verzog sich der Regen aber im Laufe des Tages und bis Trier hatten wir danach sehr angenehmes Pilgerwetter.

Von Scherfhausen bis zum Frühstück in Gustorf habe ich mich mal von Franz fahren lassen und gemerkt, dass die Begleitung mit den Autos richtig stressig ist. Neben der ständigen Sorge, die Treffpunkte mit den Pilgern rechtzeitig zu erreichen, mussten Tabletten oder Traubenzucker besorgt oder ein Brot für Stephan eingekauft werden. In Bedburdyck war auf dem Friedhof das Grab von Helga zu besuchen und mit einem Vaterunser ein Blumenstrauß abzugeben. In Gustorf wurde der Frühstücksraum hergerichtet und mit den Helfern vor Ort eingedeckt. Für erste Verletzungen musste die Krankenstation betriebsbereit gemacht werden. Auch war es wichtig, vor den Pilgern die Toilette zu besuchen, denn wenn die erst angekommen waren, sollten sie ohne Verzögerung freie Räume finden. Ich habe Franz und Annemarie bewundert, wie sie sich zurechtfanden und alles mit Ruhe und Übersicht erledigten.

Nach dem Frühstück lief die Pilgerfahrt schon richtig in gewohnten Gleisen. Unter dem Tagesthema: „Ihr sollt ein Segen sein .... für euer Zuhause, für die Familie“ wechselten sich regelmäßige Rosenkranzgebete, hin und wieder ein Lied – sogar selbst produzierte - und nicht selten einige tiefgehende Gedanken von Paul Blum mit stillen Phasen und fröhlichen Gesprächen ab.

Immer an der Erft entlang, kamen wir pünktlich zum Sauerbraten im „Rheinischen Hof“ in Bedburg an und hatten auch anschließend im Pfarrheim Thorr beim Kaffee keine Schwierigkeiten, die von den Zehnjährigen gesponserten und von Josef Schmitz herbeigebrachten Erdbeertorten zu verspeisen. Auf solche leckeren Gaben mussten wir an der Kapelle vor Blatzheim (wir rechneten ja mit Elfriedes Butterkuchen) leider verzichten. Einige nahmen statt dessen die Gelegenheit wahr, Maria ihre schon wunden Füße zu zeigen und um ihren Schutz zu bitten.

Von der Kapelle bis zur Gaststätte Kreutz in Blatzheim war es nicht mehr allzu weit. Mit einem gemeinsamen Essen und der Zuweisung der Zimmer und Unterkünfte endete der Tag.

Sonntag, den 25. Mai (Blatzheim – Blankenheimerdorf)

Kaum weg aus Blatzheim und unter dem Tagesthema „Ihr sollt ein Segen sein .... für eure Freunde und Nachbarn“ trafen wir nach einem kurzen Schweigemarsch auf die Pilger aus Neuwerk. Später beim Frühstück in Gladbach hatten wir etwas mehr Zeit, mit einigen von ihnen zu reden und erfuhren, dass sie mit 77 Pilgern unterwegs waren, darunter sehr viele junge Leute. Die Korschenbroicher Pilgergruppe hatte sogar über 80 Teilnehmer. Wir waren also mit unserer Gruppe nicht die stärksten, aber wir waren gut, sogar sehr gut, auch wenn wir an unserem Durchschnittsalter wohl etwas arbeiten müssen.

Nach dem Frühstück kam der endlos lange Weg über das Zülpicher Feld und längs der Bahn bis fast vor den Toren der alten Stadt Zülpich, die Tacitus schon als Tolbiacum erwähnt und die zu der damaligen Zeit schon einen Polizeiposten zur Regelung des Verkehrs zwischen Trier und Köln besaß.

Hinter Zülpich ging es bei wunderschönem Pilgerwetter geradeaus auf den Hochbehälter zu, der uns mit einer herrlichen Aussicht über das Euskirchener Land und die Voreifel für den mühsamen Aufstieg belohnte. Der Abstieg zum Mittagessen im Ratskeller zu Kommern war dann schnell geschafft, das Essen – es gab wie immer Eintopf – war ausgezeichnet, selbst Pastor Brans fand es schmackhaft. Gut gestärkt gingen wir danach gemeinsam zur Eucharistiefeier – es gab ausreichen Wein, wie Paul Blum bezeugen kann – und hatten dann eine kleine Busfahrt nach Nettersheim. Die anschließenden zwei Stunden von Nettersheim nach Blankenheimerdorf waren wiederum wunderschön durch die Natur längs des jungen Urftbaches. Andrea hatte uns am Morgen gebeten, uns auf eine Berakah vorzubereiten. Als sie uns nun an einer schönen Stelle aufforderte, einen Kreis zu bilden und unsere Freude und Dankbarkeit über den Tag in einem kurzen Lobpreis auszudrücken, hatten die meisten damit überhaupt keine Probleme.

In Blankenheimerdorf angekommen, hatte wir nach dem Abendessen schon eine richtige Wallfahrts-Feststimmung mit Musik und Tanz und als Höhepunkt Albert unterm Brautschleier. Trotzdem taten einigen die Füße schon ganz schön weh und unsere Krankenschwestern Uschi und Hildegard hatten alle Hände voll zu tun. Will brachte alle ihre Probleme auf den Punkt, als er erklärte: „Am Dienstag brauche ich für meine Schuhe einen Kaiserschnitt.“

Montag, den 26. Mai (Blankenheimerdorf – Meisburg)

Der Montagmorgen war wunderschön. Die sanften Hänge ringsherum, Pferde und Kühe auf den Wiesen und all die bunten Blumen gaben eine Stimmung, die es einem leicht machte, ein Morgenlied zu singen oder gemeinsam im Sinne des Tagesthemas “Ihr sollt ein Segen sein .... für eure Religionsgemeinschaft“ zu beten. Durch den Wald hinunter zu den vier Birken mit einer kurzen Pause, dann weiter nach Esch – diesmal nicht querfeldein, sondern auf einem schönen, wenn auch etwas matschigen Weg – und dann ein gutes, leckeres Frühstück mit heimischer Leber- und Blutwurst und Eier und Brötchen – der Tag fing gut an und er blieb gut. Kurz vor Hillesheim konnten wir dann noch Annemarie und Heinz Engels, Küppers Maria und zu unserer Überraschung auch Schmitzens Carola begrüßen. Sie begleiteten uns mit dem Auto von hier an bis nach Trier und waren auch für den leckeren Kuchen und Kaffee an der Wiese vor Salm verantwortlich. Sie haben uns ganz deutlich gemacht, wie leicht man praktisch zum Segen werden kann. Solche Leute kann man gebrauchen.

Über den „Amtsrichter“ in Hillesheim braucht man nicht viel Worte verlieren: das Essen war wie gewohnt reichlich, gut und ließ keine Wünsche offen.

Ich möchte aber nicht den Eindruck erwecken, dass die Höhepunkte der Wallfahrt in Pilgerwasser, Pausen, gutem Frühstück und opulenten Essen bestanden. Das war nur die Basis und die Grundlage für Pilgern, Singen, Beten Blasen und Rückenschmerzen. Wenn man wollte, konnte man sicher auch recht bequem über die Tage kommen und die persönlichen Belastungen klein halten. Aber ich glaube, wir haben es schon alle sehr ernst und seriös mit dem Pilgern gehalten. Wenn ich daran denke, wie wir an dem Abend in Meisburg beim Gottesdienst in der Kirche saßen und kaum einer vor wunden Füßen oder Gelenkschmerzen in der Lage war, zum Gloria aufzustehen und zur Wandlung zu knien, dann zeigt das die andere und wahre Seite des Pilgern. Hierzu gehört auch die stille Verbissenheit, mit der einige sich weigerten, die Hilfe unserer Krankenschwestern in Anspruch zu nehmen und statt dessen ihre Probleme für sich alleine trugen. Da waren gutes Essen und Trinken Randerscheinungen, auch wenn zwischendurch und abends getrunken und gelacht wurde, denn ein frömmelnder Pilger ist ein Pilger des Teufels.

Und damit der Teufel möglichst weit weg bliebe, wurden heute am Pröpperbach durch Brudermeister Winfried drei Neupilger getauft:

Manfred Ahlert, Enkel des alten Brudermeisters von Vorst, kernig, kräftig und voll sprühender Einfälle, nur etwas angeschlagen. Er schaffte es, Wolfgang König erneut und auf den Namen Isegrim zur Taufe zu bringen.

Gisela Gründer, ruhig, unauffällig und zielstrebig, konnte sich vor dem gegenseitigen Nassmachen ans Ufer retten.

Andreas Blum, Nr. 4 und Neuling der Blumpilger, hatte aber schon als Jugendlicher Pilgererfahrung.

Abends im Restaurant durften wir auf das Wohl der Neupilger anstoßen. Hier trafen wir auch Jupp, den alten Küster von Meisburg. Ihm ein Ständchen zu bringen war selbstverständliche Pflicht.

Dienstag, den 27. Mai 2003 (Meisburg – Trier)

Von Meisburg aus gingen wir unter dem Motto: “Ihr sollt ein Segen sein .... für euer Dorf, eure Stadt“ schweigend durch den morgendlichen stillen Wald. Nach der Rast am Brückchen kamen wir schnell zur eindrucksvollen und bewegenden Eucharistiefeier mit dem uns gut bekannten Pfarrer Heck in der Frohnertkapelle auf dem Berg bei Oberkail und danach zum Frühstück im Jugendheim. Das Gedröhn der aufsteigenden und landenden Flugzeuge des Flughafens Spangdahlem begleitete uns danach bis weit nach dem Mittagessen in Binsfeld. Kurz nach 14.00 Uhr erreichten wir unser Kreuz im Zemmer Wald, an dem wir uns mit einem kurzen Gebet für das Erreichen dieses ersten Zieles der Wallfahrt bedankten. Die Neupilger durften sich mit schweren Steinen vom Teufel befreien und danach mit allen anderen an Kaffee und dem bekannten und einmaligen Mandelkranzkuchen – von Driesch spendiert - laben, ehe es mit dem Bus weiter nach Trier ging und wir die letzten Meter irgendwie stolz aber noch mehr ergriffen mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich!“ in die Basilika einzogen und am Matthiasgrab standen. Die Begrüßung durch Bruder Hubert Wachendorf OSB, die Verleihung der Bruderschaftsmedaille an die Neupilger und die Ehrung der 10jährigen – das waren in diesem Jahr Franz Bienefeld und Wilfried Wilps – ließen uns vorübergehend vergessen, welche Mühen wir auf uns genommen hatten, um diese Augenblicke zu erleben.

Die Unterbringung im Hotel an der Römerbrücke war gut. Auch das Essen und die Getränke waren nicht zu beanstanden. Wir haben einen herrlich netten Abend mit vielen Beiträgen und Sketchen verbracht und kamen teilweise so spät ins Bett, dass man die guten Matratzen gar nicht mehr so richtig würdigen konnte.

Unsere Krankenschwestern hatten jetzt nichts mehr zu tun. Sie haben an den vier Tagen

  • mehr "Wölfe" als in den Jahren zuvor behandelt

  • 2,5 m 2 Schaumstoff

  • 45 m Fixomull- Pflaster

  • 2,5 Dosen Basiko

  • 1,5 Büchsen Pferdesalbe

  • soviel Nadeln wie Blasen

  • 8 Voltaren-Zäpfchen und

  • jede Menge Streicheleinheiten verteilt.

Das hört sich viel an, war aber im Verhältnis zu anderen Jahren wenig. Im Verhältnis zu anderen Jahren gab es mehr Kreislaufprobleme und häufiger die Notwendigkeit, müde Pilger sanft aber konsequent in die Autos zu schicken.

Mittwoch, den 28. Mai (Trier – Vorst)

Der letzte Tag war schon sehr stark auf die Heimfahrt ausgerichtet. Nach dem Frühstück das Pontifikalamt, die Gespräche danach, ein Gang durch Trier und ein Eis oder ein Bier, dann das Mittagessen, die Verabschiedung und der Auszug aus der Basilika mit dem festen Versprechen, im nächsten Jahr wieder zu kommen, und die Heimfahrt nach Vorst.

Der Gang vom Eustachiusplatz zur Kirche war das letzte Stück, das wir gemeinsam betend und singend wallfahrten. Dann die kurze Andacht in der Kirche und die Verabschiedung – jeder von jedem.

Die Wallfahrt war zu Ende.

Hans Koenen

 
 

 

 


Hans Koenen, SMB Holzbüttgen
2006 HansKoenen