Pilgerbericht 2004
von unserer Pilgerschwester
Siegi Unger, Kaarst
über die Trier-Wallfahrt der Sankt Matthias Bruderschaften Vorst und Holzbüttgen
vom 15. Mai bis zum 19. Mai 2004.
Jedes Jahr die gleiche Frage:
• Warum machst du das?
• Was bringt es dir?
• Hast du soviel angestellt?
Auf diese Frage habe ich nur eine Antwort:
„Beim Abschied weiß ich, nächstes Jahr bin ich wieder dabei!“
Samstagmorgen 04:45 Uhr treffen sich pünktlich und etwas unausgeschlafen 50 Pilger und Pilgerinnen, um an der heiligen Messe in Sieben Schmerzen Mariens Holzbüttgen den ersten Segen für den bevorstehenden langen und schweren Weg zu empfangen. Der Abschied von Holzbüttgen wird diesmal ein bisschen schwer, denn Heijo muss aus beruflichen Gründen zurückbleiben. Er schickt uns auf den Weg mit stärkenden und liebevollen Worten. Bruder Matthias aus Trier und drei Neupilgerbegleiten uns.
Pünktlich um 05:30 Uhr, das Kreuz mit Albert voran, beginnen wir unsere Pilgertour. Der Gedanke, in Scherfhausen bei Buchkrämers gibt es den ersten Schnaps, lässt die Truppe gut marschieren. Der Schnaps muss bis in die Beine geflossen sein, denn danach konnte sogar Dieter richtig flott laufen. Die belegten Brötchen in Gustorf, gespendet von Opa Stefan und Oma Maria ließen noch etwas auf sich warten, und wir bildeten uns ein, den Kaffee schon von weitem zu riechen.
Um 09:30 Uhr konnten wir spüren, wie toll es ist, zu sitzen. Keiner wagte einen weiteren Gedanken.
Die Erft begleitete uns die ganze Zeit und schlängelte sich ausgeglichen und geruhsam uns entgegen. Die Temperatur war angenehm, und wir konnten schon die dicken Jacken in den Begleitfahrzeugen unserer fahrenden Engel - Jonas und Franz - lassen. Die Krankenstation war schon geöffnet und in den Pausen hatten „Oberschwester Hildegard und Oberschwester Uschi“ mit Blasen und Pflastern gut zu tun. Auf die Praxisgebühr von 10,- € wurde freundlich verzichtet.
Der Weg war zeitweise sehr beschwerlich, aber Brudermeister Günter fand immer die richtigen Worte für ein Gebet.
Der Gedanke an Kaffee und Erdbeerkuchen in Thorr, gestiftet von Astrid Müllejans - 10-jähriges Jubiläum- ließ die Schmerzen an den Füßen ein bisschen schwinden. Zwischendurch gab eine kleine Meditation von Andrea wieder Kraft. Der Rest des Tages war schon abzusehen, und wir hatten gerade unser Abendgebet angestimmt, als plötzlich Heijo aus dem Nichts auftauchte. Die Freude war groß, und er begleitete uns noch ein bisschen.
Die Quartiere wurden verteilt, und einige standen vor verschlossener Tür, denn die Vermieter standen selbst an der Theke.
Sonntagmorgen begrüßte uns der liebe Gott schon mit einem lauen Lüftchen, so dass ab 05:10 Uhr schon die ersten Hüllen fielen. Die Strecke war wieder wunderschön, bunte Felder ab und zu ein bisschen Wind - so zogen wir betend und singend los. Unser Hoffotograf Wilfried lauert, um mögliche und unmögliche Bilder zu erhaschen. Was ihm wahrscheinlich auch wieder gelungen ist J ….
Der Befehl - Frauen rechts, Männer links - schien auf einmal aus den Fugen zu geraten, so dass Günter hart aber herzlich in die Abwasserversorgungstechnik eingreifen musste.
Nach der heiligen Messe in der Pfarrkirche Eicks konnten wir uns nach 1 ½ Stunden strammen Fußmarschs auf die Busfahrt nach Nettersheim freuen. Unser Fahrer, der Engel-Franz, freute sich über die hupenden und winkenden vorbeifahrenden Autos, bis ein beherzter Autofahrer sein Fenster runterkurbelte und schrie: „Sie haben Gepäckstücke verloren!“ Wir haben diese dann aufgesammelt und an den Straßenrand gelegt.
Unsere Ankunft in Blankenheimerdorf bei Cremers verlief ansonsten reibungslos.
Montagmorgen Abmarsch 05:15 Uhr. Es gab ein leckeres Frühstück, die Temperatur im Nonnenbachtal zeigte 4 Grad, und ich lag um 05:00 Uhr noch im Bett. Aufgeweckt hatte mich das Stimmengewirr unter meinem Fenster. Ich war im Glauben, die letzten Gäste verlassen das Lokal. Mit einem Kaltstart sprang ich in die Klamotten. Uschi machte mir schnell noch ein Brötchen, Hildegard versorgte mich mit Kaffee und an Fußpflege war gar nicht mehr zu denken. So hatte ich das Vergnügen, auch mal nachgekarrt zu werden.
Die Meditation an den „Vier Birken“, von Andrea und Odilia vorgetragen, gab uns wieder ein bisschen Kraft. Die Vorbereitung zur Taufe lief auf Hochtouren.
Beim Mittagessen „Zum Amtsrichter" schrieb Ralf sein Testament.
Mein letzter Wille: „Den Rest meiner Füße vermache ich dem Tierheim zur Füllung einer kalten Schnauze.“
Die Taufe war wieder eine Belustigung für die Altpilger. Der Weg nach Salm war nicht der Bequemste, so wurden wir aber durch die schöne Landschaft mit ihren grünen und weiten Wäldern belohnt. Etwas auf Umwegen und nicht ganz pünktlich erreichten wir Meisburg, wo wir von Herrn Kaplan Hilary ungeduldig erwartet wurden.
Der Dienstagmorgen begann wieder mit einem „Schweigemarsch“ und Hildegard hatte eine schöne Idee und verteilte kleine Steinchen, mit denen wir unterwegs gedanklich arbeiten sollten oder konnten. Die Heilige Messe in der Frohnertkapelle in Oberkail ist immer etwas Besonderes. Umrahmt von Rapsfeldern steht sie oben - klein aber mächtig. Singend zogen wir ein. Nach der Heiligen Messe gratulierte Günter Kaplan Heck zum Geburtstag. Da machte sich sein Handy in der Hosentasche bemerkbar, was nicht zu überhören war.
Das Mittagessen in Binsfeld haben viele fleißige Hände mit viel Liebe zubereitet. Besonders der Wein, gespendet von der Bruderschaft Vorst, schmeckte vorzüglich. Die Teufelsaustreibung stand bevor, und wir konnten uns nur wundern, wie fit unsere Neupilger dem Teufel den Laufpass gegeben haben. Nach der Meditation am Bruderschaftskreuz haben wir wieder den köstlichen Mandelkranz genossen, gespendet von den „Driescher Mädels“.
Der Bus brachte uns ein bisschen näher nach Trier und von der Römerbrücke aus konnten wir die Pilger aus „Holt“ schon erkennen. Gemeinsam zogen wir ein und Pater Hubert begrüßte und segnete die Neupilger. Glücklich und bereichert, jeder auf seine Weise, marschierten wir in unser „Hotel Mercure“, wo uns nach einer gründlichen Dusche ein Super Buffet erwartete. Mit kleinen Einlagen und Sketchen wurde es ein schöner Abend.
Nach einem reichhaltigen Frühstück hat uns Bruder Matthias durch das Kloster geführt und vieles erklärt. Die Verabschiedung aus St. Matthias und von unseren Compostela-Pilgern ließ uns müde und zufrieden in den wartenden Bus nach Holzbüttgen steigen.
Nehmt Abschied Brüder:
Wir alle sagen „Danke" unseren vielen fleißigen Helfern, in welcher Art auch immer. Ohne sie hätten wir diese Tour nicht machen können!“.
Unser Brudermeister Günter und seine Helfer hatten trotz aller Anstrengung ihre Schäfchen gut im Griff. Auch hier noch mal ein herzliches „Danke"!
Sigi Unger
Siegi Unger, SMB Holzbüttgen
