Pilgerbericht 2007

von unserer Pilgerschwester
Angela Spieker, Vorst

über die Trier-Wallfahrt der Sankt Matthias Bruderschaften Vorst und Holzbüttgen

vom 12. Mai bis zum 16. Mai 2007.

 

Endlich!

Ich bin angemeldet! Nach bestimmt  20 Jahren ist es soweit!  Ich mache mich auf den Weg nach Trier und „bin dann mal weg“!

Lange schon habe ich mir vorgenommen, zu Fuß nach Trier zu gehen. Oft habe ich den Pilgern hinterher geschaut und mich gefragt, wie die Gesichter zu Beginn und erst recht bei der Rückkehr so strahlen können! Jetzt haben mich die lieben Brüder und Schwestern gefangen! Besonderen Dank an dieser Stelle an meinen Heribert, Doris Daniels und die Eheleute Behrendt für ihre Ausdauer!

Los ging es mit den „Vortouren“: Die erste längere Wanderung für mich war die Wallfahrt nach Klein-Jerusalem. Schon nach kurzer Zeit habe ich mich gefragt, wie man in so einem Tempo den ganzen Tag laufen kann? Aber auch ich habe mich eingewöhnen können. Die ersten Ratschläge kamen dezent von allen Seiten: es gäbe keine festen Regeln, jeder sollte die für sich richtigen Schuhe anziehen und den eigenen Rhythmus finden, die richtige Kleidung und die richtigen Utensilien mitnehmen. Es war richtig nett, wie sich alle um mich gekümmert haben.

Die Messe und die Gemeinsamkeit haben mich beeindruckt: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“ und „Herr, gib uns deinen Frieden“ wurde von allen mit Begeisterung gesungen. Es kamen aus  vielen Pfarreien in der Umgebung Pilger zur Messe, die mit einer Herzlichkeit schon Bekannte begrüßten und ein Wiedersehen mit guter Stimmung feierten. Schön war die Teilnahme vieler Kinder, Kommunionkinder und Jugendlicher!

Die weiteren Vortouren habe ich mit ein paar Blasen an den Füßen relativ gut überstanden, alle versicherten mir, dass ich Trier nun gut schaffen würde, aber: Ich war nervös!

Am 12.Mai 2007 ging es los! Nach vielen gut gemeinten Ratschlägen und Tipps war ich vorbereitet und ausgerüstet. Um 5.00 Uhr morgens trafen sich alle zur Messe in der Pfarrkirche St. Antonius in Vorst.

"Seid so gesinnt, wie es der Gemeinschaft Jesus Christus entspricht"

war das Thema der diesjährigen Wallfahrt. Der erste Tag wurde dem „Vertrauen“ gewidmet, verschiedene Meditationen und Lieder begleiteten uns bis zum Abend und stimmten uns nachdenklich. Nach dem Pilgersegen und dem Auszug aus der Kirche ging es über Scherfhausen und Gustorf bis nach Bedburg zur Mittagspause in den „Rheinischen Hof“. Allgemein wurde nur über den „Witzemann“ gesprochen, der als Gastwirt seinem Ruf gerecht wurde: es war kurzweilig und ausgesprochen lustig. Überrascht war ich nicht über die Fröhlichkeit der Gruppe, mir war aus früheren Erzählungen so einiges zu Ohren gekommen! Ich denke mir, dass der liebe Gott sich über so fröhliche Kinder sehr gefreut hat!

Das Wetter war sehr wechselhaft, aber nicht kalt. So begann es nachmittags auf dem Weg entlang der Erft aus allen Himmelschleusen zu regnen. Ich überlegte, wie ich diese Stunden überstehen würde. Die anderen holten Regensachen und Schirme hervor, als sei dies das Selbstverständlichste von der Welt! Unsere Kleidung war klatschnass, nach ca. einer Stunde hörte es glücklicherweise auf und ich machte die Erfahrung, dass durch das Weiterlaufen auch die Hosen schnell wieder trocknen.

Bis zur Kapelle von Blatzheim machte ich die erste Bekanntschaft mit Hildegard und Uschi, die guten Seelen der Fußpilger: verbinden, salben, pflastern polstern und jede Menge Franzbranntwein! Was wäre eine Wallfahrt ohne die medizinische Versorgung! An dieser Stelle nochmals herzlichen Dank für euren unermüdlichen Einsatz!

Dann möchte ich an diesem ersten Tag nicht versäumen zu erwähnen, dass ich das „Pilgerwasser“ und dessen Wirkung kennen gelernt habe: Es ist gut für Herz und Kreislauf, macht müde Männer (und natürlich auch Frauen) wieder munter und spornt an zum Durchhalten! (Glaubt ganz fest daran!). Abends bin ich nach dem Abendessen in der Gaststätte Kreutz  und einem etwas längeren Plausch mit unseren Gastgebern, die sich liebevoll um uns gekümmert haben, ins Bett gefallen.

Der zweite Tag begann um 5.00 Uhr in Blatzheim bei trockenem Wetter. Wer einmal mitgegangen ist, wird sich wohl immer an die Ruhe im Wald, die Rehe in den Feldern und die aufgehende Sonne erinnern. Durch das Motto des heutigen Tages „ Hören“ wurde uns bewusst, dass wir auch auf uns selber und besonders auf die innere Stimme in uns hören können, wenn wir still werden. Es hat mir gut getan, diese Erfahrung mit den anderen zu teilen!

Zum heutigen Muttertag verteilten Andrea und Odilia bei einer Meditation im Wald mit wunderschönen Texten rote Herzen zum Anstecken.

Erinnerungen vergangener Wallfahrten wurden während der Wanderung ununterbrochen von allen Pilgern an jeder neuen Wegbiegung, an jedem neuen Platz und an jeder Stelle im Wald losgelassen: Ich hab mich köstlich amüsiert! Mir ist bewusst, dass ich bereits jetzt meine ersten Erlebnisse hier niederschreibe, vielleicht kann ich schon im nächsten Jahr mithalten!

Nach dem „Zülpicher Feld“ hinter Zülpich brannten meine Füße!

Es blieb mir nichts anderes übrig, als mit unseren Fahrern Franz Eggert und Manfred Ahlert eine Strecke bis zum „Hochbehälter“ zu fahren, so ersparte ich mir die „Hölle“, ein Teilstück des Wege, der seinem Namen alle Ehre machen soll. Danach habe ich keine Fußprobleme mehr gehabt. Die Landschaft hat sich an diesem Tag ständig verändert: von Wiesen und Feldern bis zu den ersten Anhöhen bei Blankenheim, unserem Etappenziel. Nach dem Mittagessen im „Bauernkaffee zur Zehntscheune“ fand in der Pfarrkirche in Eicks die heilige Messe mit unserem ehemaligen Kaplan Elmar Pischel statt. Pastor Brans war persönlich gekommen, um uns zu begleiten.
 
Unsere Wanderung  wurde von Albert Pankoke mit seiner Filmkamera festgehalten, ich konnte es nicht fassen, wie leicht und locker er ständig vor und zurück lief, um die Gruppe auf ihrem Weg abzulichten: Ich zolle ihm Hochachtung!

Zur Ankunft im Blankenheimerdorf gab es ein heftiges Gewitter, wir waren froh, in der Gaststätte Cremer angekommen zu sein.

Der 14. Mai zum Thema „Vergebung“ begann mit einem „dramatischen“ Ereignis: Doris und Will waren von ihrer Gastgeberin eingeschlossen worden und konnten nur durch Telefonate mit Franz und Manfred noch rechtzeitig befreit werden. Ein Schweigemarsch bei leichtem Regen durch den Wald bis zum Nonnenbachtal waren Balsam für die Seele, es tut einfach gut, in der Natur seinen Gedanken freien Lauf  und loszulassen.

Der Weg führte uns über die „vier Birken“, dem Frühstück im Gasthaus Stabel in Esch bis zu einem tollen Mittagessen in Hillesheim und waren verbunden mit ständigem „Eineiern“. Insider wissen, dass es sich um das Einlaufen nach kurzen und langen Pausen handelt!

Die Gaststätte „ Zum Amtsrichter“ erinnerte an die armen Sünder, die als Strafgefangene hier ihre Zeit absitzen mussten. Nach kurzer Busfahrt im Anschluss ging es zu Fuß weiter von Gerolstein über Büscheich zum Pröpperbach, der seinen Namen von einem ehemaligen Pilger und Brudermeister hat, der in diesen Bach gefallen war. Hier fand meine Taufe statt, die ich, bereits vorgewarnt von früheren Erzählungen anderer Erstpilger, gut überstanden und durch die Unterstützung der „Zehnjährigen“ Jubiläumspilger mit Bravour und viel Gelächter einigermaßen trocken überlebt habe!

Ein schönes Gefühl: ich gehöre jetzt dazu!

Auf der Wiese in Salm erwarteten uns Annemarie Schmitz, Engelbert und Karola mit Kaffee und Kuchen. Die Freude war groß und die Speisung tat allen richtig gut.
Hans Koenen war während des Nachmittags vor „nix fies“, ich lernte „dä Schröder“ kennen, das Laufen ging automatisch, die medizinische Versorgungsstation war gut besucht, Pippipausen wurden zur Selbstverständlichkeit, Notfalltropfen und Franzbranntwein waren unsere ständigen Begleiter und die Stimmung war bis zur Ankunft in Meisburg gelöst.

Der Weg am 15. Mai  führte uns von Meisburg mit einem Schweigemarsch im Wald über Oberkail (der Heilige ohne Kopf machte seinem Namen alle Ehre) nach Spangdahlem, dem Militärflughafen. Das Mittagessen in Binsfeld war eine letzte Zwischenstation, dann führte der Weg nur durch den Wald bis nach Zemmer. Begleitet haben uns während der ganzen Zeit immer wieder Rosenkranzgebete, Lieder und Meditationen, die uns geholfen haben, den Weg zu uns selbst und zu Gott zu finden, der in jedem einzelnen von uns lebt.

Zum Abschluss hatte ich als Neupilgerin die Aufgabe, den Teufel zu vertreiben. Dank Winfrieds Hilfe ist mir dies hoffentlich auch gelungen.

Wir kamen um 17.00 Uhr in Trier an: Der Blick von oben ist erhebend, wenn man vier Tage lang diesem Ort entgegen gelaufen ist! Zu Fuß ging es über die „Römerbrücke“ zur Basilika, ich hatte die Ehre, das Kreuz zu tragen.

Dort angekommen, wurden wir von Bruder Matthias begrüßt und mit Glockengeläut in die Basilika St. Matthias geführt. Wer nicht mit nach Trier gegangen ist, kann sich diesen erhabenen Augenblick nicht vorstellen! Die Gefühle kann man nicht beschreiben!

Leider musste ich am nächsten Morgen früher abreisen, konnte bei der Ankunft der Pilgergruppe in Vorst aber die Ankunft und den Einzug in die Pfarrkirche miterleben.
Das Lied „ Nehmt Abschied Brüder ungewiss ist alle Wiederkehr“ wurde gesungen und wird mich immer an dieses einmalige und wunderschöne Erlebnis einer Pilgertour erinnern….!

Ich bin dankbar, dass ich diese Erfahrung machen durfte und die Gelegenheit hatte, mich noch mit meinem Vater Matthias, der mehrmals mit nach Trier gegangen ist, auszutauschen.

 

Angela Spieker


Angela Spieker, SMB Vorst
2007 AngelaSpieker