Pilgerbericht 2018 Rad
von unseren Pilgerschwestern und -brüdern
Gerda – Magdalene – Hans – Hans-Werner – Herbert
über die Trier-Wallfahrt der Sankt Matthias Bruderschaften Vorst und Holzbüttgen
vom 5. bis 9. Mai 2018.
Mit dem Fahrrad in kleinen Gruppen nach Trier zu pilgern ist in vielen Matthias-Bruderschaften seit Jahren nichts
Neues. Auch aus unseren Bruderschaften sind schon viele mit dem Fahrrad nach Trier unterwegs gewesen. Im Herbst 2012 haben wir dann überlegt, wie wir gemeinsam mit den Fußpilgern diesen Weg gestalten können und als eine gemeinsame Pilgergruppe ein intensiveres Erlebnis dieses Weges erreichen, so wie dies auf einer reinen Fahrradtour kaum möglich ist.
Seit nunmehr 6 Jahren begleiten wir die Fußpilger als Radpilger.
Wir sind ein Teil der Pilgergemeinschaft, die sich auf den Weg nach Trier macht. Wir fahren mit nach Klein-Jerusalem, wir machen die Vortouren mit – wenn auch zum Teil auf anderen Wegen – wir sind dabei und fühlen uns auch so.
Manchmal, wenn wir die Fußpilger überholen, haben wir ein schlechtes Gewissen, weil unsere Füße noch blasenfrei sind. Manchmal freuen wir uns, dass wir die Zeit haben, morgens ein klein wenig länger zu schlafen oder beim Frühstück nicht wieder gleich los zu müssen. Manchmal bedauern wir auch, dass wir leider nicht mehr die gesundheitliche Kondition haben, diesen Fußweg auf uns zu nehmen. Aber wir fühlen uns als ein Teil dieser Gemeinschaft, die nicht nur zum Spaß nach Trier pilgert, sondern den Apostel Matthias in seinem Grab in Trier besuchen und diesen Weg auch zu einer inneren Denkpause nutzen will.
„Der Weg ist das Ziel“: für die Fuß– wie auch für die Radpilger.
Wir fahren etwa 240 km von Holzbüttgen bis zum Kreuz im Zemmer Wald. Wir verzichten auf die Bus- und Bahnfahrten zwischendurch und haben daher immer ein paar Kilometer mehr zu machen. Besonders am zweiten und dritten Tag in der Eifel ist es ganz schön anstrengend. Mittlerweile fahren aber alle mit einem Pedelec.
Aber auch damit sollte man die Steigungen nicht unterschätzen: treten muss man trotzdem und bergauf geht es auch nicht von alleine und manchmal steckt der Teufel im Detail – also im Motor und in der Technik. Aber mit Erfahrung und einem festen Ziel vor Augen haben wir bisher alle Probleme geschafft – wir sind schließlich Pilger.
Den Weg kennen wir seit Jahren; er ist fast immer gleich: Am ersten Tag um fünf Uhr die Messe mit Pilgersegen zur Verabschiedung in Holzbüttgen. Wir durften die Messe mitgestalten, die Lieder vorschlagen und mit der Lesung, den Fürbitten und weiteren Texten auf die Wallfahrt einstimmen. Es hat uns gut getan, so sofort dabei zu sein und angenommen zu werden.
Wir freuen uns schon darauf, in zwei Jahren in Holzbüttgen wieder die Messe gestalten zu dürfen.
Danach konnten wir erst einmal zum Frühstück nach Hause fahren. Aber dann waren wir doch so früh unterwegs, dass wir mit den Fußpilgern gemeinsam im Kreis in Scherfhausen am Kreuz waren, beteten und uns gegenseitig bekannt machten. Magdalene hatte sich hierzu noch eine kleine Erinnerung für jeden ausgedacht, die uns auf dem Fahrrad oder an der Jacke auch für andere als gemeinsame Gruppe erkennen ließ.
Am ersten Tag haben wir immer ein wenig Zeit: wir können in Bedburdyck auf den Friedhof gehen und am Grab unserer Pilgerschwester Helga (Hütz) ein Vaterunser beten. Wir sind dann immer noch so früh in Gustorf, dass wir bei der Frühstücksvorbereitung helfen können. Im Seniorenstift war aber schon alles fertig. Wir konnten uns draußen hinsetzen und warten.
Die Zeit wurde uns aber nicht lang: Gerda hat uns die ganze Zeit unterhalten und sie hörte dann gar nicht mehr auf, uns aus ihrem abwechslungsreichen Leben zu erzählen. Wir merkten schnell, dass ihre emotionalen Störungen ungewöhnlich und tablettenbedingt waren. Sie hat uns bis Trier viel Toleranz abverlangt, aber wir haben es locker genommen auch viel gemeinsam gelacht. Aber keiner wird allein gelassen: Tugenden wie Hilfsbereitschaft und Geduld werden in den Vordergrund gestellt. Wenn einer mal schwächelt, wird gewartet und wenn jemand einschläft, legen wir uns nicht daneben – nein wir wecken ihn auf.
Der Aufstieg durch die „Grüne Hölle“ ist für uns kein Problem. Wir sind immer schon ausgeruht, wenn die Fußpilger einer nach dem anderen schwer atmend oben ankommen. Wir haben dann auch schon die eine oder andere Meditation gehört oder gelesen. Während des Fahrens geht das schlecht, also machen wir zwischendurch kleine Pausen und jeder bietet sich an, eine kurze Meditation oder einen Text zum Nachdenken oder auch zum Diskutieren vorzulesen. Viele Texte sind identisch mit denen der Fußpilger. Nur mit dem Singen haben wir auf dem Fahrrad keine guten Erfahrungen gemacht. Dafür waren wir am Abend in Blankenheim im Burghof aber mit allen Stimmen gut dabei.
Nach dem Mittagessen in Eicks müssen wir kräftig in die Pedale treten, um rechtzeitig an der Ahe-Kapelle zu sein. Vor ein paar Jahren hatten wir mehr Zeit und konnten in Nettersheim noch ein Eis essen. Aber seitdem die Fußpilger über Engelgau nach Blankenheim gehen, recht dazu die Zeit nicht mehr.
Wir müssen uns richtig sputen und zusätzlich noch die Berge hoch – dann erreichen wir auch die Jugendherberge in Blankenheim rechtzeitig.
Hinter Blankenheim haben wir erst einmal einen Anstieg von 2 Kilometern, ehe es etwas gemächlicher Richtung Schmidtheim geht. Dann kommen wir in den Wald am Heidenkopf.
Der Name hat sicher schon viele Trierpilger irritiert, denn hier steht fast an jedem Kilometer das Kreuz einer Matthiasbruderschaft.
An einem dieser Kreuze machen wir eine kurze Pause für ein Morgengebet und hier warten wir einen Augenblick auf einen Radfahrer, der uns noch jedes Mal, wenn wir hier standen, eingeholt und überholt hat. Er fährt jeden Morgen um die gleiche Zeit von Nettersheim bis hinter Esch zu seinem Arbeitsplatz. Wir begrüßen uns, tauschen Bonbons oder Getränke und wünschen ihm einen guten Tag. Er gehört schon fest zu unserem Tagesprogramm.
Nach dem Frühstück in Feusdorf fahren wir bis Birresborn auf dem Kyllradweg. Schön ist immer in Bewingen die kleine Kapelle, die wir besuchen. Gegenüber am Fenster sitzt eine nette Oma, die genau aufpasst, dass wir auch keinen Blödsinn machen. Aber als Pilger ist unser Kapellenbesuch seriös. Wir beten etwas, zünden ein paar Kerzchen an und fahren nach kurzer Pause weiter.
Das Mittagessen teilen wir heute nicht mit den Fußpilgern in Hillesheim, weil wir dorthin über eine ziemlich unangenehme Steigung müssten.
Wir essen daher in Birresborn im Hotel „Zur Krone“.
Danach geht es ziemlich bergauf nach Michelberg, und wenn wir Zeit haben, finden wir hier auch noch jemand, der eine Runde Eis ausgibt. Aber dann sind wir auch schon am Pröpperbach. Unsere Räder laden wir auf den Erntewagen von Hans-Peter Ballmann, der sie mit dem Trecker den Berg hinauf zur Salmer Wiese bringt. So können wir gemeinsam mit den Fußpilgern hinauf zur Taufe pilgern.
In Deudesfeld wird uns noch einmal so richtig bewusst, dass wir als Radpilger auf ein paar Highlights verzichten müssen. Einige würden doch sehr gerne den Schweigemarsch mitmachen. Aber dann siegt doch die Vernunft und wir setzen uns wieder aufs Rad und es geht rauf und runter über Eisenschmitt und Schwarzenborn. Von weitem sehen wir schon oben auf dem Berg die Kapelle von Oberkail und wir sind dankbar, dass es Pedelecs gibt.
Hinter Oberkail haben wir es nicht mehr so schwer, wenn man davon absieht, dass wir an diesem Tag fast nur hintereinander auf Straßen mit starkem Autoverkehr unterwegs sind.
Die Strecke ist nicht sehr lang, auch wenn wir den ganzen Flugplatz Spangdahlem umfahren, um nach Binsfeld zu kommen. Hier helfen wir bei der Vorbereitung des Mittagsbüffets und fegen den Saal, nachdem die Fußpilger sich für das Essen bedankt und wieder auf den Weg gemacht haben.
Am Zemmer Kreuz ist dann auch für uns Schluss mit der Radpilgerei. Die Koffer müssen aus dem Anhänger heraus, die Fahrräder herein und festgezurrt und die Koffer wieder hereingepackt werden.
Dann hört und sieht man auch schon die Fußpilger kommen und wir sind wieder eine Gemeinschaft, die jetzt mit dem Bus nach Trier fährt, dort die letzten Kilometer an der Mosel entlang zur Basilika pilgert und mit Orgelmusik in die Basilika einzieht.
Als dann am Dienstagabend – 08.05.2018 – die Pilger – und vor allem die Pilgerrinnen – zum gemeinsamen Abendessen im Hotel „Deutscher Hof“ erschienen, traute man seinen Augen nicht: kannte man sie die letzten Tage doch nur in deftiger Wanderkleidung und ebensolchen Wanderschuhen, so erschienen sie jetzt elegant gekleidet mit – teils – langem Kleid oder Jackett mit eleganten, hochhackigen Schuhen. Ein wunderschöner Anblick!!
Wir haben uns gefragt, wo sie ihre schicke Kleidung solange versteckt hatten; na ja, sie brauchten sie ja nicht selbst zu transportieren, dafür hatten wir ja unsere grünen Jungens, die Engel am Steuer.
Das supergute Buffet am Dienstagabend im Hotel haben Hans und Herbert vorzeitig verlassen und – schweren Herzens – auf den Nachtisch verzichtet, um ins Zentrum zu fahren:
Wir wollten uns die die wunderbare Karl-Marx Statue ansehen, die anlässlich des 200. Geburtstages von Karl Marx in seiner Geburtsstadt Trier aufgestellt wurde.
Sie ist ein Geschenk der Volksrepublik China und wir haben uns gewundert, dass sie so versteckt in der Ecke stand.
Am nächsten Morgen konnten wir endlich ausschlafen, denn das Frühstück gab es erst ab 7 Uhr- unendlich spät im Vergleich zu den vorhergehenden Tagen.
Aber wer glaubt oder behauptet, die Radpilger könnten eh morgens länger schlafen als die Fußpilger, der hat nur bedingt recht: denn wenn die Fahrer morgens in aller Frühe das Gepäck für die Fußpilger mitnehmen, müssen unsere Sachen genauso früh bereitstehen, und von selbst kommen sie nicht ins Auto!
Nach dem Frühstück, Aufbruch zur Basilika, Pilgeramt, Verabschiedung und Auszug hieß es für die meisten „ Zeit zur freien Verfügung“.
Nicht so für Franz, Wied, Hans und Herbert: die Begleitfahrzeuge mit den Rädern müssen zurück nach Kaarst. Die Autos müssen spätestens um 15:00 Uhr sauber und aufgetankt in der Vermietung abgegeben werden und die Fahrer wieder nach Hause gebracht werden, damit alle pünktlich um 17 Uhr wieder in Holzbüttgen zurück sind.
Die Verabschiedung in der Kirche mit sakramentalem Segen nahm Diakon Martin Becker vor. Auch in diesem Jahr war es – wie immer – sehr emotional. Es floss so manche Träne: diesmal nicht wegen der Anstrengungen, sondern wegen der Freude und Dankbarkeit, es wieder geschafft zu haben.
Fazit:
Wenn man von Trier zurück ist, merkt man erst richtig, dass man geistig wieder aufgerichtet ist und die kommenden Alltagsbelange gelassener einordnen kann.
Diese 5 Tage Pilgerweg sind nicht so, dass man sie am 6. Tag abhakt und zum Alltag übergeht. Sie wirken nach und geben für viele weitere Tage Kraft und Geduld. Und wenn man diese Tage noch einmal Revue passieren lässt, stellt man fest, dass doch einiges nicht entsprechend gewürdigt wird:
Die Durchführung einer solchen Wallfahrt ist mit sehr, sehr viel Arbeit verbunden, die teils schon Monate zuvor beginnt: manches ist sichtbar, vieles bleibt aber unsichtbar.
Allen, die hierbei ehrenamtlich und selbstlos vor, während und nach der Wallfahrt mitgewirkt haben, sagen wir ein ganz herzliches „Danke schön“ und „Vergelt's Gott“
Es waren wieder 5 Tage der Freude, der Gemeinschaft und der Besinnung.
Wir freuen uns auf die nächste Trierwallfahrt vom 25. bis 29. Mai 2019!
Gerda – Magdalene – Hans – Hans-Werner – Herbert
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